Vorampel in der Waldseer Straße

Vom Ein- und Abbiegen – eine Vorampel sorgt für Zündstoff

Eine „wesentliche Verbesserung“ für die Bewohner sollte sie sein – die Vorampel an der Kreuzung Waldseer Straße zum Otterstadter Weg. Doch das sehen Autofahrer aus Speyer-Nord nach der Inbetriebnahme anders. Die Empörung war groß. Dass die Situation für die Anwohner dort nicht leicht ist, wird allgemein verstanden. Denn die Strecke ist viel befahren und die Fahrzeuge kommen aus verschiedensten Richtungen. Was zu deutlicher Kritik führte war unter anderem aber, dass die Vorampel auch dann auf Rot schaltete, wenn kein Bedarf bestand.

Ein Selbstversuch

Beim Selbstversuch suche ich sie vergeblich, die Anwohner aus dem Otterstadter Weg, die vor mir auf die vielbefahrene Straße in Richtung „Wartturmkreuzung“ einfahren wollen. Dabei befahre ich diese Strecke regelmäßig zu verschiedenen Tageszeiten. Einmal von zehnmal ist die gefühlte Frequenz der Fahrzeuge, die dort ausfahren wollen.

Vorampel bremst fließenden Verkehr

Ich selbst aber erlebe eine Vorampel, die plötzlich im fließenden Verkehr erst auf Gelb und dann auf Rot springt. Sie wissen oder ahnen es schon, ohne dass links ein Fahrzeug zu entdecken ist, das Ausfahren möchte. Na ja, ist ja nicht so schlimm, denn die Ampel an der vor mir liegenden Kreuzung zur Tulla- und Spaldinger Straße ist ja auch rot.

Wenn dann Vorne grün wird, dürfen wir alle fahren, ist bestimmt der Plan, der Menschen, die sich das ausgedacht haben. Denkste!! Ich bin das fünfte Fahrzeug, das anhält. Plötzlich verlischt die Vorampel. Für Ortsunkundige: Hier gibt es nur beim Anhalten gelb und rot, insgesamt sind wohl zwei Farben als ausreichend vorgesehen, oder eben eher nicht. Es kommt Unruhe auf, der Fahrer des ersten Fahrzeugs der bisher geduldig Wartenden hat wohl nicht verstanden, dass er jetzt losfahren darf und Eile geboten ist, um zügig weiter zu kommen. Und es kommt wie es kommen muss, als meine Vorderräder endlich die eigentliche Kreuzung erreichen, bremst die auf rot gesprungene Lichtsignalanlage meinen Vorwärtsdrang, und ein deutliches Rot ein paar Meter weiter an der anschließenden Kreuzung am Wartturm nochmals. Das bedeutet gefühlte zehn Minuten für etwa 150 Meter.

Natürlich passiert eine solche Szene nicht jedes Mal. In der Tat ist es mir gestern Mittag gelungen alle Ampeln ohne ein einziges Mal anhalten zu müssen, zu passieren. Ein wahrhaft denkwürdiger Moment. Wer allerdings an dieser Stelle zum Einkaufen in die Tullastraße einbiegen möchte, was mindestens jedes zweite Mal der Fall ist, wenn ich diese Stelle passiere, steht immer – erst an der Vorampel und dann an der Kreuzung, denn hier ist nichts „gleichgeschaltet“.

Wirkliche Hilfe für Anwohner?

Was für ein Bild bietet sich aber nun von Seiten des Otterstadter Weges. Als ich zum Testen hier einbiege, fährt wirklich ein Wagen schwungvoll aus der Straße heraus und biegt in Richtung Innenstadt ab. Beim eigenen Versuch bewundere ich den Mut des Fahrers. Denn von „unten“ – die Straße liegt tiefer – sieht es so aus, als hätten die Autos, die an dieser Stelle auf der Linksabbiegerspur der Waldseer Straße angehalten haben, Vorfahrt haben und aus unerfindlichen Gründen stehen geblieben sind, aber sich jederzeit wieder in Bewegung setzen könnten. Vor Zeiten der vorherigen Verkehrsführung war aber sicher ebenfalls Mut und Gottvertrauen notwendig.

Drohender neuer Unfallschwerpunkt

Das ist aber noch nicht alles: Ortskundige Wissen, dass es hier zwei getrennte Linksabbiegerspuren gibt, eine zur Einfahrt in den Otterstadter Weg und eine zur Einfahrt in die Tullastraße. Immer wieder sind jetzt aber – vor allem Fahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen – zu beobachten, die daraus eine Einheit machen. Sich also an der Vorampel links einordnen und dabei auch brav blinken. Dann aber – anders als geplant und vom Umfeld erwartet – geradeaus fahren, um sich in den Abbiegeverkehr am Autoturm einzuordnen. Dies führt zu Konflikten mit den Autofahrern, die die Stelle kennen und sich richtigerweise erst nach der bewältigten Vorampel einsortieren. Wohl dem, der hier noch einmal Schulter- und Spiegelblick nutzt, auch wenn eigentlich nicht mit Vorbeifahrenden zu rechnen sein sollte. Bis es hier richtig kracht, ist nur eine Frage der Zeit und sicher nicht im Sinne der Erfinder.


Anmerkung der Autorin

Der Artikel ist im Rahmen meiner freiberuflichen Tätigkeit entstanden. Und zusammen mit einer Stellungnahme der städtischen Pressestelle im April 2017 in der RHEINPFALZ Ausgabe Speyer erschienen.


Vorampel 2018: Fast alles gut

Durch die Berichterstattung ausgelöst, gab es eine Ortsbegehung der Verantwortlichen der Stadt mit lokalen Politikern, Anwohnern, der Zeitung und der Polizei. Die Markierungen am Boden wurden bearbeitet und die Einrichtung einer Kontaktschleife geprüft.

Die Akzeptanz im Stadtteil ist gestiegen. Denn inzwischen schaltet die Ampel nicht mehr sofort auf rot. Dies geschieht erst zum letzten Drittel der Rotphase, allerdings auch wenn kein Fahrzeug herausfahren will.  Aber noch immer gibt es Fahrer, die die Abbiegespuren falsch interpretieren. Es sind nicht mehr so viele, wie vor der Veränderung der Markierungen.

Ein Trost: Immerhin haben wir jetzt im beschaulichen Speyerer Norden eine weitere Attraktion für die Fahrschulen der Region. Diese bewundern jetzt nicht nur die Verkehrsführung, der weit und breit einmaligen baulichen Situation der Kreuzung Spaldinger Straße zum Nußbaumweg, sondern auch die Vorgänge an der Vorampel. Und diese sorgt immer noch für angeregten Gesprächstoff im Viertel. Das System muss sich für die Initiatoren bewährt haben. Inzwischen hat Speyer noch eine weitere Vorampel in der Innenstadt.